Das Wort der Woche für Sonntag Quasimodogeniti 19.04.2020

Sat, 18 Apr 2020 18:20:32 +0000 von St. Stephanus Egestorf

EG 103 Gelobt sei Gott 
Psalm 116=EG 746

Vier Wochen schon befinden wir uns sozusagen in Quarantäne. Und es wird noch eine Weile dauern, bis der Normalzustand wiederhergestellt ist. Wenn man Menschen jetzt interviewt und mit ihnen spricht, fällt auf, wie viele diese Krisensituation irgendwie sogar ganz schön finden, wenn nicht gerade der Job wegfällt oder Kurzarbeit angesagt ist. „Endlich mal sich auf das besinnen, was wesentlich ist,“ höre ich oft. Was ist denn so wichtig im Leben, dass wir es scheinbar erst jetzt merken, was uns vor Corona gefehlt hat?

Wenn ich den „Winsener Anzeiger“ kurz nach Ostern durchblättere, lese ich von vielen Menschen, die Ostern in diesem Jahr ganz anders, aber deshalb nicht schlechter gefeiert haben als sonst. Da wurden neue Orte in heimischen Gefilden beim Fahrradfahren statt eines Kurzurlaubes entdeckt und statt der üblichen Verwandtenbesuche wurde Zuhause gespielt, gebacken und im eigenen Garten die Sonne genossen. Plötzlich geht vieles, was vorher undenkbar schien. „Entschleunigung“ heißt das neue Stichwort und „kreativ werden.“ Noch kippt die Stimmung nicht. Noch fühlen sich viele einigermaßen wohl.

Aber es werden auch andere Stimmen laut: Man sehnt sich nach Schule und Arbeit, nach dem ganz normalen „Wahnsinn“ des üblichen Lebensalltags. Und wir dürfen nicht vergessen: Wir befinden uns in einer weltweiten Krise.

Mir fehlt der Gang zum Friseur, Freunde*innen treffen, das Treffen mit den Mitarbeitenden unserer Kirchengemeinde, Cafe- und Kinobesuche und Gottesdienstfeiern mit anderen zusammen. Immerhin bleibt als kleines Trostpflaster unser tägliches Abendgebet auf dem Kirchplatz. Dennoch genieße auch ich die Zeit für Bücherlesen und Spaziergänge.

Der kommende Sonntag trägt den Namen Quasimodogeniti, zu Deutsch: „Wie die neu geborenen Kindlein“ Auch weißer Sonntag genannt, weil an diesem Sonntag die Täuflinge in der frühen christlichen Kirche weiße Gewänder trugen. Weiß ist die Farbe der Reinheit und der Unschuld, auch der Freude und des Neuanfanges. Neu beginnen nach Corona – danach sehnen wir uns. Wie schön wäre es, wenn ein Impfstoff bald gefunden und das mächtige kleine Virus ausgerottet würde! Das würde sich wie ein Neuanfang anfühlen. Menschen müssten sich nicht mehr vor einer Ansteckung fürchten. Man würde wieder ohne Bedenken auf andere zugehen, sich umarmen und unbeschwert jeden neuen Tag begrüßen. Manchmal fühlt sich die Situation, in der wir uns befinden, so unwirklich an. Menschen in Schutzanzügen auf den Bildschirmen, Grenzzäune und Verbotsschilder überall. Das ist leider kein Albtraum, sondern Realität. Ich wünsche uns, dass wir noch lange das Positive in der Krise wahrnehmen und uns weiter diszipliniert verhalten. Es werden bessere Zeiten kommen, und irgendwann ist auch dieser Albtraum vorbei.Im Predigttext für den kommenden Sonntag finde ich stärkende, tröstende Worte (Jesaja 40): „Gott gibt dem Müden Kraft und Stärke dem Unvermögendem … die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, das sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“

Gott schenke uns Geduld, Kraft und Mut.

Ihre/Eure Pastorin Elisabeth Michalek- Vogel
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